Wendepunkt

Di 15 November 2016

Wendepunkt Wendepunkt Wendepunkt

Erklärungen

Ich werde irgendwann etwas zu der Zeit meines bisher größten Auf (und Ab) schreiben, aber heute geht es mehr darum was der Kontakt mit Queerfeminismus mit mir gemacht hat.

Zuletzt hatte ich ja erwähnt, dass ich meine Zeit im Gymnasium in einer kleinen Bi-Bubble verbracht hab, dennoch gab es auch hier gewisse Probleme. Bi galt zwar als existent und niemensch fand das seltsam oder eklig, aber eine gewisse Fetischierung war dabei, die Stereotypen waren sehr präsent. Es gab trotzen viele der üblichen Fragen und Abgrenzungen zu "den anderen Bis" und ich habe es zwar genossen mich nicht aktiv verstecken zu müssen, aber laut ausgesprochen habe ich es damals auch nicht.
Mehrere der Menschen in dieser Gruppe waren auch auf anderen Ebenen sehr problematisch. Heute hab ich nur noch Kontakt zu einer Person von damals, bei den Anderen fühle ich mich alles andere als sicher.

Ich habe 2008 mein Abitur gemacht und 2012 war ich auf meiner ersten Kif. Dort traf ich auch die im Comic beschriebenen Menschen und es war absolut seltsam für mich. Für 4 Jahre hatte ich keinen Kontakt zu einem Raum in dem ich mich so sicher fühlen konnte.
In der Uni war ich umgeben von konservativen Menschen, die sehr oft (queerfeindliche) Kackscheiße von sich gaben. Vieles hatte ich damals nicht verstanden, hatte mich nie damit auseiandergesetzt, wusste nicht was das mit mir macht. Aber ich war nicht mehr ich selbst, ich versteckte sehr viel das zu mir gehört, um ein "nettes", "lustiges" Student_innenleben zu haben. Und ging immer mehr kaputt daran.

Zeitgleich war Sex für mich ein sehr schweres Thema damals, was an abusive Beziehungen aber auch an vielem was in der Zeit vor der Kif passiert ist liegt. Das ist allerdings mehr was für ein separates Comic mit CN.

Vor der Kif kam ich gerade aus meinem Urlaubssemester wegen Depression zurück. Ich war noch überhaupt nich bereit wieder ins Studium einzusteigen und litt an meiner Umgebung. Nach der Kif war alles anders für mich. Ich wollte mich nicht mehr verstecken, wollte nicht mehr ruhig sein wenn in der Fachschaft schon wieder ein sexistischer Witz gerissen wurde. Ich fing an zu kämpfen und stehe heute anders für mich ein.

(Inzwischen bin ich nicht mehr in der Fachschaft aktiv, es wurde mir mit Kind einfach zu anstrengend.)

Nun ist Kif selbst auch hoch problematisch und ich habe immer weniger Lust Geld und Zeit zu investieren, um mich auch 4 Jahre später noch darüber zu streiten ob eins Studenten, StudentInnen oder Student_innen schreiben sollte. (Ich bremse mich jetzt selbst aus um nicht einen Rant über die Kif zu schreiben. Auch dazu vielleicht mal einen eigenen Comic.)

Der sozial AK aber hat mich um so viele Menschen und Erkenntnisse über mich selbst bereichert, dafür bin ich sehr dankbar.

Transkript

[Bild von Kex mit langen wuscheligen Haaren. Ein Pfeil sagt "Ich damals". ]

Vor etwa 4 Jahren änderte sich (mal wieder) sehr viel in meinem Leben.

[Kex auf einem Tisch sitzend, davor unterhalten sich Menschen. Kex schaut glücklich und interessiert aus.]

Ich hatte gerade eine Achterbahnfahrt aus Manie, Depression, Anorexie, etc hinter mir, da traf ich zum ersten Mal Menschen von denen ich nicht wusste wie sehr sie mir bis dahin gefehlt hatten.

[Vier Sprechblase. Die Erste sagt "Poly", 3 Strichmenschen halten Händchen. Die Zweite sagt"trans Frauen sind Frauen!", ein Transgender Symbol ist zu sehen. Die Dritte sagt "Bi <3". Die Vierte sagt "Nein heißt Nein. Nur Ja heißt Ja". ]

Menschen die offen über Sex und Sexualität sprachen, über Feminismus und Konsens. Zum ersten Mal regten sich wieder stärkere Gefühle in mir, manche davon waren ein erstes Eingeständnis an Trauma, andere waren mehr ein loslassen von alten Mustern.
Vor allem war es Validierung.

[neue Seite. Damals Kex spricht.]

Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich sagen

"Ich bin bisexuell"

[Nachfolgender Text wird unterstrichen dargestellt. Darunter sind zwei große Sprechblasen zu sehen.]

Und niemensch fragte

Sprechblase eins: "woher willst du das wissen?" Sprechblase zwei: "Aber hattest du denn schon Sex mit beiden™ Geschlechtern?"

etc.

[Es folgt ein langer Textblock.]

Es war einfach okay.
Mehr als das, es waren Menschen die fest dafür einstanden, dass all diese Fragen nichts mit meiner Sexualität zu tun hatte.
Das ich bi sein durfte wenn ich fand, dass ich bi bin.

Unabhängig von Erfahrung

und auch wenn es eine Phase wäre.

[Beginn der dritten und letzten Seite.]

Großartige Menschen die mir zeigten, dass wir nicht gegen Stereotype ankämpfen sollten um einer monosexistischen Vorstellung zu gefallen.

[Sechs verschiedene, nicht näher benannte Personen sind zu sehen. Sie haben lange und kurze Haare, eine trägt ein Halstuch und eine Person hat einen vollen Bart.]

Diesen Menschen verdanke ich es, dass ich mich weniger hasste. Das ich dazu stehen konnte wer ich bin.

[Kex im laufe der Jahre. Es ist erkennbar wie immer mehr Haare dem Rasierapparat in die Quere kamen.]

Und so veränderte ich mich, so ging mein Leben weiter auf und ab.
Aber ich wusste, dass ich mich zumindest für meine Sexualität nicht mehr zu schämen brauchte.

Das ich Unterstützung hatte in einer Welt die mich oft nicht da haben mag.
Und das über eigene Erfahrugen reden vielleicht einer anderen Person das Leben leichter machen kann.