Postnatale Depression

So 23 April 2017

Postnatale Depression Postnatale Depression Postnatale Depression Postnatale Depression Postnatale Depression Postnatale Depression

Postnatale Depression

Ich fühle mich manchmal wie eine Schallplatte weil ich so oft darüber rede und schreibe (zuletzt bei Umstandslos) aber so ist das wohl mit der Traumaaufarbeitung.

Meine PND war eine gemischte Episode. Was irgendwie gemein war, nachdem ich mich mental darauf vorbereit hatte in Depressionen zu verfallen.

Die Szene am Boden sitzend war sehr schwer für mich darzustellen. Nicht nur, weil ich gerade dabei bin das aufzuarbeiten, sondern auch weil es komplexer ist als das was ich im aktuellen Stile des Comics fassen könnte. Es ist mehr ein stark dissoziativer Zustand, bei dem sich mehrere Stimmen gleichzeitig in meinem Kopf streiten, über mich hinweg. Sie scheinen zwar Anteile von mir zu repräsentieren, sind aber losgelöst von meinen eigenen Gedankengängen, haben sich verselbstständigt. Und ich kann mich nicht wehren, nicht fliehen.
Ich bin in einer Welt, die gleichzeitig ich bin und die nicht mir gehört. Psychosen können ein Arsch sein.

Es war das zweite Mal, dass ich es erlebte und das machte mir Angst. Plötzlich war es nicht mehr eine "einmalige Sache" sondern eine reale Bedrohung, etwas das immer wieder kommen kann. Damals wusste ich noch nicht, dass ich Bipolar bin und war absolut nicht darauf vorbereitet.
Beim ersten Mal fiel ich danach in die Depression und ich war fast glücklich und dankbar darüber, denn es war so viel ruhiger in meinem Kopf. Es war befreiend.

Zum Glück kamen wir bald an einen Punkt an dem Essen zwar immer noch ein Problem war und die gemischte Episode auch, aber immerhin ohne Psychose.

Die positiven Seite ist wohl, dass ich dieses überschwengliche Glück beim ersten Anblick meines Kindes spüren durfte. Die ersten Tage waren emotional so erfüllt, das hat mich während der PND immer wieder gerettet. Auch waren die Gefühle nicht weg, nur nicht immer zugänglich.

Außerdem werde ich Kuchen wohl auf ewig dankbar sein. Für seine Geduld und Fürsorge. Dass ich mich nicht erklären musste, dass ich mich zurückziehen konnte und er mir nie das Gefühl gegeben hat zu viel zu sein.

Transcript:

Meine Schwangerschaft kam damals ziemlich überraschend..

[In der Gynäkologie. Kex ist nur angedeutet von hinten auf einem Untersuchungsstuhl zu sehen. Gynakologin steht lächelnd da, daneben ist das Ultraschallgerät sichtbar.]

Gyn: Jap, sie sind im 5. Monat schwanger!

[Kex von vorne, etwas schockiert umringt von Umzugakartons.]

Ich hatte lange gedacht einfach nur zuzunehmen. Dank Fressanfällen auch nicht sehr abwägig. Nun musste alles sehr plötzlich organisiert werden.

Ich schloss mein Semester ab und zog nach Wien.

Dort mussten Krankenhaussuche, Formalitäten und Informationsbeschaffung in 2 Monaten bewältigt werden.

Dank diesem Chaos merkte keine_r dier Ärzt_innen dass ich an Gewicht verlor.

Ich war insgesammt bei ca. 2 Ärztinnen, die mich regelmäßiger sahen.
Und allen sagte ich das Gleiche:

"Ich habe eine Essstörung und Depressionen, das macht mir Angst, ich möchte Hilfe."

[Bild einer Krankenakte.]

Das wurde dann auch brav in meine Akte eingetragen. Ich wurde gefragt ob in Behandlung sei und wurde an die Krankenhauspsychologin verwiesen.

[Kex, telefonierend, von hinten. Aus dem telefon kommt "tut, tut, tut" und "keine Antwort"]

[Aber ich konnte sie nicht erreichen. So oft ich es auch versuchte. Und so aß ich fast nichts mehr und der Geburtstermin rückte immer näher.

[Kex mit Sidecut. Ein Pfeil zeigt auf nin und darunter steht "Neue Frisur".]

Ansonsten ging es mir berauschend gut. Ich war wieder im über_mensch Modus: alles Perfekt und vorbildlich, viele Ideen, Mutig, Gesellig, Stundenlanges Vertiefen in Themen der Elternschaft.

Nicht zu essen beflügelte das Ganze.

[Bild von Krümel als Baby, eingewickelt in eine Decke, mit Herzchen.]

Krümel kam und ich war überglücklich.

Ich hatte so viel Angst vor der Post-natalen-Depression, dass mich dieses Glück gleich doppelt überwältigte.

[Kopf einer Person mit langen hochgesteckten Haaren, zur Seite blickend, darunter eine Sprechblase]

Psych: "Grad etwas chaotisch bei uns.

Die Krankenhauspsychologin besuchte mich kurz auf der Wochenbett Station. Danach konnte ich sie wieder trotz mehrfacher Versuche nicht erreichen...

[Bild einer mechanischen Waage, der Zeiger steht recht weit links.]

Ich hatte über die Schwangerschaft ca. 8 Kilo verloren.

Ich hatte so unglaubliche Angst um mein Kind dabei, dass die Geburt vor allem Erleichterung war.

[Kex hält verzweifelt die Hände vors Gesicht.]

Nach der Geburt ging Essenstechnisch garnichts mehr.

Die Leichtigkeit, das Glücksgefühl und der Höhenrausch waren vorbei.

Stattdessen unendliche Gedankenspiralen, die mir sagten wie furchtbar ich war, mit nur wenigen Momenten der Stille.

Und so verschwand das Glück der ersten Tage und dich fühlte mich, als würde ich immer mehr in meinem eigenen Kopf gefangen gehalten.

[Kex, zusammengekauert am Boden, umgeben von Sprechblasen und Stimmen]

"Du musst etwas essen!"

"Ich kann nicht!"

"Warum kannst du es nicht?"

"Ich weiß es nicht. Es ist zu viel"

"Was ist zu viel?"

"Alles! ALLES!"

"Ich verstehe nicht."

"Ich auch nicht!"

"Was passiert wenn du isst?"

"Ich will nicht essen"

"Warum"

"Sei ruhig"

"Warum"

"Hör auf"

"Warum"

"Ich weiß es nicht!"

"Ich kann nicht"

"ich ekel mich"

"Lass mich in Ruhe"

"Warum"

"SEI RUHIG!!"

[Eine Babytrage steht am Tisch. Ein Arm schaut raus und spielt mit dem Mobile darüber. Davor sitzt Krümel, Ellbögen am Tisch und Kopf in den Händen, niedergeschlagen.]

Hinzu kamen Schuldgefühle.

Wie sollte ich mich so um ein kleines Kind kümmern? Ich konnte mich doch nicht von einem Zusammenbruch zum nächsten schleppen.

Alles erschien hoffnungslos.

Ich hatte schon lange aufgegeben mir Hife zu suchen.

Ich sehnte mich fast in die Depressen zurück. Da wäre es ruhiger, die Gedanken so viel ruhiger.

Aber sie kam nicht.

[Bild von Kuchen, Krümel im Tragetuch vor sich geschnallt.]

Dank Hilfe und viel Verständnis von Kuchen kämpften wir uns da durch.

Es war ein langer und anstrengender Weg.
Manchmal ist er das auch heute noch.

So gut es mir heute geht, so sehr werde ich manchmal daran erinnert wie nahe ich an diesem lauten und destruktiven "Ich" bin.

Oft nur einen Schritt entfernt.

Ich versuche nicht mehr in diese Richtung zu laufen.